Begegnungen

Frankie Wallach

Donnerstag 13 August 2020

Wir haben Frankie in ihrer Pariser Wohnung besucht. Eine Gelegenheit, mehr über diese junge Regisseurin zu erfahren.

KÖNNTEST DU DICH KURZ VORSTELLEN?
Ich heiße Frankie, bin 26 Jahre alt, Schauspielerin und habe gerade meinen ersten Spielfilm gedreht.
KÖNNTEST DU EIN PAAR WORT ZU DEINEM WERDEGANG SAGEN? WIE KAMST DU DARAUF REGIE ZU FÜHREN?
Ich habe schon in jungen Jahren und bis zu meinem 16. Geburtstag häufig in Filmen mitgespielt. Nach dem Abitur habe ich am Kings College in London studiert. Als ich zurückkam, war ich frustriert, dass ich das Filmemachen aufgegeben hatte und beschloss, wieder damit anzufangen. Ich habe die Schauspielschule von Delphine Eliet besucht, dank der ich mich gefunden bzw. wiedergefunden habe. Nach dem Abschluss beschloss ich, meine eigenen Projekte umzusetzen. „Trop d'amour“ ist mein erstes Projekt: ein Feel Good Movie mit Bezug zur Shoah. Es ist die Geschichte von Frankie, einem 25-jährigen Mädchen, das versucht, sich in einer sehr dominanten Familie zu konstruieren und das Unausgesprochene durch das Drehen eines Films zu enträtseln. Natürlich spiele ich Frankie, außerdem spielt meine Großmutter ihre eigene Rolle und mein Vater auch. Die übrigen Familienmitglieder werden von Agnès Hurstel, Mahault Mollaret, Idit Cebula, Bastien Bouillon und Hamza Meziani mit unglaublich viel Talent dargestellt.
      KÖNNTEST DU UNS MEHR ÜBER DEIN PROJEKT MIT DEINER GROßMUTTER ERZÄHLEN - SIE SCHEINT FÜR DICH EINE UNERSCHÖPFLICHE INSPIRATIONSQUELLE ZU SEIN?
      Oma Julia ist meine Muse, mein Vorbild. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Films. Sie hat die Schrecken der Konzentrationslager miterlebt, sie hat ihre ganze Familie verloren, aber heute lächelt sie, tanzt, hat eine Familie und sie lebt. Sie ist mein schönstes Vorbild. In meinem Film geht es um den Einfluss, den sie auf mich hat, auf meine Selbstfindung.
      WAS IST DEIN SCHÖNSTES ERLEBNIS MIT OMA JULIA?
      Mein schönstes Erlebnis mit ihr war als ich für meinen Film die Vorleseszene drehte, die mir besonders am Herzen lag. Ich hatte sie nicht darauf vorbereitet, dass wir diese Szene drehen würden. Es war eine echte Liebeserklärung an meine Oma, ich musste ihr das alles einfach sagen. Und ich wollte diesen Moment festhalten.
          HAST DU BEIM ARBEITEN IRGENDEINE ANGEWOHNHEIT ODER MAROTTE?
          Ich arbeite mit Musik! Immer. Ich habe meinen Film mit Musikstücken erdacht, die mir sehr wichtig sind. Ich habe sogar einige Szenen mit der Musik im Ohr gedreht, diese Lieder wurden schließlich zum Soundtrack des Films. Wenn ich meine Castings vorbereite, brauche ich auch Musik, um der Szene irgendwie Farbe zu verleihen. Ich liebe Musik, jeden Mensch, der mir wichtig ist, verbinde ich mit einem bestimmten Musikstück und so ist es auch mit meinen Projekten.
          WAS SIND DEINE NÄCHSTEN PROJEKTE?
          Das hängt ganz von der aktuellen Situation ab ... Das Leben des Films ist schon deshalb sehr unsicher, weil es ein erster Film ist und das Kino eine schwierige Zeit durchlebt. Ich setze stark auf Mundpropaganda, auf die Energie, die diesen Film von Anfang an begleitet hat, wir werden die Leute mit Promo kapern. Wir hoffen, den Film im Herbst 2021 in die Kinos bringen zu können! Darüber hinaus beginne ich im September mit den Proben für ein Stück von Feydeau unter der Regie von Gilles Bouillon, mit dem wir auch durch Frankreich touren werden.
              WIE WÜRDEST DU SESSÙN MIT 3 WORTEN BESCHREIBEN?
              Ich würde sagen umweltbewusst, Süden, Familie (Gott weiß, wie sehr ich Familien liebe).
              KÖNNTEST DU UNS 3 FILME FÜR DIE LANGEN SOMMERABENDE EMPFEHLEN?
              - „Two Lovers“ von James Gray - „Auf das, was wir lieben“ von Maurice Pialat, um ein paar Sommerschwärme zu haben. – „Die Liebenden von Pont Neuf“ von Leos Carax, schon allein wegen der Szene am 14. Juli!
                Plateau Uchronia
                  WAS WAR DEIN BESTER 20 €-KAUF?
                  Zwei Kinokarten für „Tout simplement noir ", den Film von Jean Pascal Zadi, eine engagierte und gewagte Komödie, und Popcorn (natürlich). JP ist einfach unglaublich in diesem Film, er hat das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und selbst mitgespielt. Ich finde, er verkörpert sein Thema wunderbar. Es lohnt sich, dafür ins Kino zu gehen, und das sage ich nicht nur, weil er mein Freund ist!

                  Portraitaufnahmen und Stillleben: Jeanne Perrotte

                  Portraitaufnahme von Julia und Frankie: Nissim Sellam

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