Begegnungen

Sara Regal

Freitag 18 Oktober 2024

FOTOKREDIT: Andrea Illan

Sara Regal ist eine auf nachhaltige Praktiken spezialisierte Designerin und Konzepterin, die sich durch einen innovativen Designansatz auszeichnet. Nach ihrem Masterabschluss an der ECAL und einem Künstleraufenthalt in Hongkong ließ sie sich auf Mallorca nieder, wo sie neue Praktiken erkundet, indem sie mit Abfallmaterialien arbeitet. Für den neuen Pariser Flagship-Store in der Rue Bachaumont 11 schuf sie eine Reihe von Stücken („pièce 6, pièce 9, pièce 13“) aus Holz- und Korkfasern, die aus Isolierabfällen gewonnen wurden. Diese einzigartigen Kreationen, die traditionelle Materialien und organische Pigmente vereinen, spiegeln ihr Engagement für ein ethisches und experimentelles Design wider. Begegnung mit einer visionären Künstlerin.

Könntest Du Dich kurz vorstellen und uns ein wenig über Deinen Werdegang erzählen? 

Mein Name ist Sara Regal und ich bin Konzeptdesignerin. Ich habe mich auf die Erforschung von Materialien und nachhaltigen Praktiken spezialisiert, mit einem speziellen Augenmerk auf Räume und Objekte. Im Anschluss an meinen Master an der ECAL in der Schweiz und einer Künstlerresidenz am HKDI in Hongkong habe ich begonnen, als Innenarchitektin und Szenografin für eine spanische Marke zu arbeiten und gleichzeitig mein eigenes Designstudio zu gründen. Vor einigen Jahren habe ich mir meine Werkstatt auf Mallorca eingerichtet, wo ich mit Abfallmaterialien experimentiere, die ich in Räumen und Objekten einsetze.

Welchen Einfluss haben diese Erfahrungen auf Deine Herangehensweise an Design und Materialien?

Als Designerin habe ich ein intuitives und experimentelles Gespür für Materialeigenschaften und Herstellungsweisen entwickelt, das besonders von Farbtrends und künstlerischen Stilrichtungen beeinflusst wird. In meiner Arbeit kombiniere ich industrielle und handwerkliche Techniken sowie synthetische und natürliche Materialien, stets mit einem Fokus auf Natur und Umwelt. 

Welche Materialien magst Du besonders gerne?  

Jede Art von Abfall. 

Was sind Deine Inspirationsquellen? Gibt es Künstler oder Kunstbewegungen, die Deine Arbeit besonders beeinflussen?

Ich habe eine große Leidenschaft für Materialien, ihre Beschaffenheit und die unzähligen sich daraus ergebenden Verwendungsmöglichkeiten, die man bei näherem Hinsehen entdeckt. Prozesse, Variablen und auftretende Fehler sind für mich ständige Inspirationsquellen, da sie einen dazu zwingen, andere Lösungen in Betracht zu ziehen. Zu den Künstlern, die mich inspirieren, gehören Anita Molina, Justo Gallego, Gaetano Pesce, Lina Bo Bardi, Ken Price, Isamu Noguchi und Georgia O'Keeffe.

Wie integrierst Du nachhaltige und ethische Praktiken in Deine Arbeit?

Nachhaltige und ethische Praktiken sind ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Ich beginne meine Arbeit meist auf Basis von Abfallmaterialien, um aus diesen etwas Neues zu schaffen und dabei die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Mein Ziel ist es, jedes Objekt so nachhaltig wie möglich herzustellen, wobei ich mich um einen zirkulären Ansatz bemühe.

Du hast einen intuitiven und experimentellen Zugang zu Materialien. Könntest Du uns erklären, wie Du Deine Untersuchungen zur Qualität von Materialien, seien es natürliche oder synthetische, angehst?

Normalerweise beginne ich meine Forschung, indem ich mich mit den technischen Qualitäten und Standardproduktionsmethoden von Materialien, seien sie natürlich oder synthetisch, vertraut mache. Ich führe analytische Tests durch, um zu sehen, wie diese Materialien mit den mir zur Verfügung stehenden Werkzeugen und Ressourcen bearbeitet werden können. Diese Tests sind oft mechanisch, können aber auch das Experimentieren mit anderen Verfahren oder Materialien beinhalten. In dieser Phase kommt es häufig zu unerwarteten Reaktionen, die mich zu neuen Bearbeitungsmethoden inspirieren. Es handelt sich um eine Art Kettenreaktion: Wenn ich einmal eine funktionierende Kombination entdeckt habe, experimentiere ich weiter damit, auch wenn ich bereits ein bestimmtes Volumen oder eine bestimmte Form erreicht habe.

Für den neuen Pariser Flagship-Store hast Du eine Reihe von Gegenständen entworfen, die den Titel „Pièce 6, Pièce 9, Pièce et Pièce 13“ tragen. Kannst Du uns etwas über diese Kreation und den kreativen Prozess, der dahinter steckt, angefangen von der ersten Idee bis hin zur Umsetzung, erzählen?

Die für den Flagship-Store bestimmten Objekte sind Teil einer Serie, die auf einem Experiment mit Bauabfällen basiert. Die Gegenstände bestehen aus Isolierabfällen, insbesondere aus Holzfasern und Kork. Ich habe eine Komposition geschaffen, indem ich diese Materialien mit ihren üblichen Pendants aus dem Bauwesen, wie Kalk und Sand, vermischt und organische Pigmente für die Farbe hinzugefügt habe. Jeder Gegenstand ist ein Experiment für sich, da ich für jeden von ihnen verschiedene Techniken erforscht habe. So habe ich bei einigen beim Auftragen der Materialien Veränderungen eingebracht, während ich mich bei anderen eher auf die Methoden des Finish oder des Polierens konzentriert habe.

Wir haben das Projekt für diesen Store in enger Zusammenarbeit mit Cobalto Studio ausgearbeitet. Hattest Du schon vorher Gelegenheit, mit ihnen zusammenzuarbeiten?

Ich habe die Arbeit von Cobalto schon immer bewundert, aber es war tatsächlich die erste Zusammenarbeit und ich bin überglücklich, dass sie einige meiner Objekte als Teil ihres wunderschönen Designs ausgewählt haben.

Welche Fertigkeiten und wie viele Arbeitsstunden waren erforderlich, um die Werke für den Store herzustellen?

Der gesamte Arbeitsprozess wird von Hand durchgeführt. Die Abfallmaterialien werden von Hand geschreddert und mit anderen Komponenten zu einer Paste vermengt. Die Volumen entstehen nach und nach, indem mehrere Schichten hinzugefügt werden, die es ermöglichen, die Materialstärke zu erhöhen und Farbe einzuarbeiten. Das Trocknen dauert einige Wochen, danach werden die Stücke mithilfe verschiedener Werkzeuge und Methoden geschliffen und manchmal poliert. Abschließend wird zum Schutz des Objekts ein umweltfreundlicher Lack aufgetragen. Es ist schwierig, eine genaue Zeitangabe zu machen, aber die Herstellung eines jeden Gegenstands nimmt etwa sechs Wochen in Anspruch.

Was verbindest Du mit Sessùn?

Für mich verkörpert Sessùn das Engagement für Qualität und Nachhaltigkeit in der Mode, was der Branche heute oft fehlt. In einer Zeit, in der sich Modetrends schnell ändern und Kleidung oft für eine kurze Lebensdauer entworfen wird, zeichnet sich die Marke dadurch aus, dass sie Kleidungsstücke entwirft, die für eine lange Lebensdauer bestimmt sind.

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