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Wir haben die Komikerin, Humoristin und Drehbuchautorin Lison Daniel getroffen. Auf der Tagesordnung standen Spontaneität und gute Laune.
KÖNNTEST DU DICH KURZ VORSTELLEN UND EIN PAAR WORTE ZU DEINEM WERDEGANG SAGEN?
Ich bin Drehbuchautorin und Komikerin und ich bin 28 Jahre alt. Ich habe mehrere Theaterschulen besucht und mein Einstieg ins Berufsleben war nicht einfach, so dass ich meinen Lebensunterhalt lange mit Gelegenheitsjobs verdient habe. Ich fand keinen Agenten, habe in studentischen Kurzfilmen mitgespielt, das Conservatoire Nationale wollte mich nicht und ebenso wenig die Filmhochschule Fémis. Das war wirklich deprimierend! So kam es, dass ich zusammen mit meiner Cousine Laura „Les Caractères“ (eine Serie humoristischer Portraits auf Instagram), ins Leben gerufen habe. Als sie nach einer Weile keine Zeit mehr hatte, die Videos zu machen, habe ich einfach allein weitergemacht und ich muss sagen, seit dem ersten Lockdown läuft es wirklich gut für mich. Ich sehe das Ganze mehr als eine Erfahrung für meinen Lebenslauf und weniger als langfristiges Projekt. Der Instagram-Account ermöglicht es mir, auf mich aufmerksam zu machen, Geschichten zu schreiben und zu spielen!
WIE ENTSTAND DIESE LEIDENSCHAFT FÜR COMEDY?
Ich habe schon als Kind immer gerne Spaß gemacht. Außerdem komme ich aus einer Familie, in der viel und oft gelacht wurde. Im Collège war ich sehr klein und dünn. Zudem hatte ich eine Klasse übersprungen und war eine gute Schülerin. Um das alles zu kompensieren, habe ich Witze gemacht.
WOHER NIMMST DU DIE IDEEN FÜR DEINE FIGUREN? WAS IST DEINE LIEBLINGSFIGUR?
Die Ideen dazu stammten zunächst von den angebotenen Filtern. Schließlich dienten die Gesichter selbst als Grundlage für die Entstehung einer Figur. So dachte ich mir zum Beispiel: „Der hier könnte Sporttrainer sein“ und fing an zu schreiben. Die gelungensten Figuren haben sich gehalten und auf dem Konto weiterentwickelt. Ich mag besonders die Figuren, die mir sehr unähnlich sind, weil es einfach Spaß macht, sie zu verkörpern. Ich mag also besonders Männer. Yvan, Gaétan, Julien, den Marseiller, ich liebe es, sie sprechen zu lassen!
KÖNNTEST DU UNS KURZ DIE BEDEUTUNG DEINES INSTAGRAM-KONTOS „LES.CARACTÈRES" ERKLÄREN?
Als wir das Konto erstellten, suchten wir nach einem aussagekräftigen Namen, der bereits erahnen lässt, was man zu sehen bekommt. Wir fanden, dass der Bezug zu dem Buch „Les Caractères“ von La Bruyère gut passen würde. Dieser Schriftsteller verbrachte sein ganzes Leben damit, den Königshof, die Pedanterie, die Niedertracht und die Verfehlungen seiner Zeit aufs Genaueste zu beobachten. Er ließ auf diese Weise Hunderte und Aberhunderte von Portraits und Beschreibungen entstehen, die er über viele Jahre hinweg regelmäßig weiter anreicherte. Diese literarische Referenz gefiel uns gut und erschien passend für unser Projekt. Und auch, weil „characters" im englischen „Figuren“ bezeichnet. Und unser Instagram Konto stellt ja genau das dar: Figuren.
WIE GESTALTET SICH DEIN KREATIVER SCHAFFENSPROZESS?
Ich glaube nicht daran, dass Inspirationen von allein kommen, man muss sie herausfordern. Wenn mir eine Idee für eine Figur kommt, dann deshalb, weil ich mich aufgerafft, mich an meinen Tisch gesetzt und mir gesagt habe: „So, und was mache ich heute? Soll Yvan sprechen? Komm schon, was widerfährt ihm heute?" Dann schreibe ich einen einminütigen Monolog, oder besser gesagt einen Dialog mit einem Dritten, den man nicht hört. Dann filme ich das Ganze mit meinem Telefon auf meinem Sofa und schneide es anschließend. Normalerweise poste ich das Ganze noch am selben Tag. Das ist eine recht einsame und ziemlich ernste Angelegenheit, aber mir helfen die unglaublichen technischen Möglichkeiten unserer Telefone, dank der sich das alles ohne komplizierte Software realisieren lässt. Es ist ganz simpel!
WAS IST DEIN NEUER LIEBLINGSSONG?
Ein Lied von Andréa Laszlo de Simone: Immensità. Sehr sehr schön.
WIE STEHST DU ZU MODE?
Ich habe mich lange Zeit sehr einfach gekleidet, sehr nüchtern, fast zu nüchtern, im Stil dänischer Architekten, mit strengen schwarzen Rollkragenpullovern. Ich habe mich nie getraut, von diesem Schema abzuweichen und meiner Kleidung einen etwas verspielteren Touch zu verleihen, ich wusste einfach nicht, wie ich das machen sollte. Aber jetzt probiere ich öfter auch mal frechere Sachen aus. Zum Beispiel habe ich mir vor nicht allzu langer Zeit Ohrlöcher stechen lassen und trage jetzt Ohrringe (was vor ein paar Jahren für mich noch undenkbar gewesen wäre). Trotzdem finde ich es nicht einfach, es ist wirklich eine Gabe, sich gut anzuziehen !
WIE WÜRDEST DU DIE MARKE SESSÙN BESCHREIBEN?
Perfekte Schnitte, zumindest für mich! Haltbare Materialien, guter Geschmack. Ich muss sagen, Sessùn ist wirklich mein Ding, und das schon seit Jahren!
WENN DU DIE TYPISCHE SESSÙN-FRAU FÜR „LES CARACTERES“ ERSCHAFFEN MÜSSTEST, WÄRE SIE DANN EHER WIE REBECCA ODER WIE ADÉLAÏDE?
Sie würde wohl irgendwo zwischen den beiden liegen. Sie wäre netter und weltoffener als Rebecca (die sich hauptsächlich für sich selbst interessiert) und weniger affektiert als Adelaïde, viel unabhängiger und entspannter! Eine solche Figur gibt es in „Les Caractères“ bis jetzt noch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie beim Töpfern Joints raucht, Pflaumenkuchen macht und keinen Fernseher besitzt.
Vielen Dank an Lison Daniel für diesen wertvollen Austausch.
BILDNACHWEISE: Jeanne Perrotte