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Anlässlich des Themas "Book Club" der neuen Herbst-Winter-Kollektion 2021 von Sessùn empfängt Sessùn Alma die Künstlerin Inès Mélia in Marseille zu einer persönlichen Ausstellung - der ersten der Künstlerin - die Humor und Sanftheit so gut in ihrem Titel "Le délire délivre" verbindet.
WIE SIEHT DEIN WERDEGANG AUS?
Ich habe zunächst in Paris Kunstgeschichte studiert und dann für eine Kunstgalerie und an der Seite von Jérôme Sans gearbeitet.
Parallel dazu, habe ich für die Modebranche Musik gemixt und produziert.
Ich habe mich auf Klangstudien spezialisiert und Brouhaha gegründet, einen Instagramm-basierten Audio-Account und eine Datenbank, auf der sich unbeschreibliche Klänge aus aller Welt finden.
Malerei und Musik spielten in meinem Leben schon immer eine große Rolle!
WANN UND WIE HAST DU DEINE KÜNSTLERISCHE ADER ENTDECKT UND GEWECKT?
Ich glaube, meine künstlerische Veranlagung war schon immer da. Manchmal kommt mir meine Vorstellungswelt realer als die Wirklichkeit vor! Schon als Kind habe ich gerne gebastelt und gemalt.
WIE WÜRDEST DU DEINEN KREATIVEN SCHAFFENSPROZESS BESCHREIBEN?
Mir kommt eine Idee meist ganz plötzlich und dann suche ich nach einem geeigneten Medium, um sie umzusetzen.
DIE THEMEN ALLTAG UND HÄUSLICHES LEBEN SIND IN DEINER ARBEIT SEHR STARK VERTRETEN. KÖNNTEST DU UNS ETWAS MEHR DARÜBER ERZÄHLEN?
Ich habe für das Thema häusliches Leben ein besonderes Interesse entwickelt, weil ich selbst kein Atelier mehr besitze und deshalb gezwungen bin zu Hause zu arbeiten und zu malen.
Ich erschaffe vergängliche Skulpturen aus verschiedenen Gegenständen, die ich in meiner Wohnung habe, wie etwa Familiengeschirr, Käse, Bücher...
Mir gefällt die Vorstellung von der Wahrnehmungsschwelle von Dingen, die uns umgeben und vertraut sind, „l‘infra-ordinaire“, wie Georges Perec es nennt.
WAS SIND DEINE WICHTIGSTEN INSPIRATIONSQUELLEN, LIEBLINGSTRENDS ODER LIEBLINGSKÜNSTLER?
Wesentlich ist für mich eine Mischung aus Humor und Spiel, mir gefällt die Künstlergruppe Memphis, die Vision und Haltung von Ettore Sottsass, der die Dinge immer ein bisschen spöttisch betrachtet.
Meine Inspirationen sind unterschiedlicher Art und entziehen sich jeglicher Hierarchie. Zurzeit lese ich Gedichte von Georges Perros und gleichzeitig schaue ich die letzte Staffel von Breaking Bad!
DEINE AUSSTELLUNG MIT DEM TITEL „LE DÉLIRE DÉLIVRE“ BEFASST SICH MIT DEM OBJEKT BUCH: WELCHE BEDEUTUNG HAT DIESES FÜR DICH?
Das Buch ist ein sehr interessanter Gegenstand, denn er hat einen hohen Sinngehalt und ihm kommt als wissensvermittelndes Objekt eine äußerst starke Symbolik zu. Paradoxerweise erhebt uns das Buch, kann uns aber auch Angst machen und auf Distanz bringen.
Ich amüsiere mich oft über diese Vorstellung, dass das Buch ein heiliges Objekt sei, ein sakraler Gegenstand, etwas Erhabenes, mit dem man behutsam umgehen muss.
Auf Instagram ist es zurzeit in Mode, das Objekt Buch zu dekorativen Zwecken zu verwenden.
Im Grunde ist das Buch doch ein Medium wie jedes andere... Dürfen wir aus Büchern Skulpturen erschaffen, sie verstümmeln?
HAST DU ALS KÜNSTLERIN SCHON MAL DIE ANGST VOR DEM WEIßEN BLATT VERSPÜRT? WENN JA, WAS MACHST DU, UM WIEDER NEUE INSPIRATIONEN ZU FINDEN?
Natürlich kommt es vor, dass ich mal uninspiriert bin, aber die Angst vor dem weißen Blatt kenne ich nicht, vielleicht weil eigentlich nie bei null anfange.
Ich lege mit mehr oder weniger unbewusst selbst immer einen Verpflichtung auf und gebe mir eine Richtung vor.
In dieser Hinsicht fühle ich mich der Gruppe Oulipo sehr nahe, der Georges Perec angehörte und dessen Buch „La disparition“, das komplett ohne den Buchstaben E geschrieben ist, ein wunderbares Beispiel für einen extremen Zwang ist, der einen dazu bringt, über sich hinauszuwachsen.
WIE KAM ES ZU DEINEM ZUSAMMENTREFFEN MIT SESSUN UND WELCHE BEZIEHUNG KONNTEST DU DADURCH ZU UNS AUFBAUEN?
Eigentlich ist es in erster Linie die Geschichte eines freundschaftlichen Treffens, Emma, die Gründerin der Marke, ist eine Freundin. Ich bin sehr empfänglich für ihre poetische Vision und das Universum, das sie sich um ihre wichtigsten Leidenschaften herum erschaffen hat: Mode, aber auch Reisen, die Liebe zum Handwerk und dem dazugehörigen Savoir-Faire, was ich mit ihr teile.
ARBEITEST DU DERZEIT NOCH AN ANDEREN PROJEKTEN ODER STEHEN BALD NEUE BEVOR?
Mein erstes Buch: The Domestic Life ist gerade bei Rvb Books erschienen!
Entdecken Sie die Ausstellung "LE DÉLIRE DÉLIVRE" ab dem 21. Oktober im Sessùn Alma in Marseille.
Digitale und silberne Fotografien von Timothé Chambovet.