Begegnungen

Charlotte Lapalus

Mittwoch 24 November 2021

Eine bildhafte Sprache von kontemplativer Schönheit, Welten, die aufeinandertreffen, poetische und kreative Abenteuer mit Sessùn... Charlotte Lapalus ist Fotografin aus Leidenschaft und eine eigenständige Künstlerin, die dieses Jahr ihr erstes Buch veröffentlicht: „Marlène".

Eine Gelegenheit für uns, mit ihr über ihre Inspirationen und Projekte zu sprechen.

KÖNNTEST DU DICH KURZ VORSTELLEN: WIE SIEHT DEIN WERDEGANG AUS?
Ich bin in Marseille geboren und aufgewachsen. Ich habe 7 Jahre Jura studiert und anschließend zwei lange Jahre als Notarassistentin gearbeitet, bevor mir klar wurde, dass mir dieser Beruf eigentlich nicht liegt. Mich begeisterte die Fotografie, ich wollte Bilder erschaffen, um zu reisen und meinem „Büroalltag“ zu entfliehen. Ich habe schließlich gekündigt und mich ins Abenteuer gestürzt... Außer mir selbst, glaubte anfangs keiner daran! Ich habe Fotografie nie studiert und entwickelte deshalb eine leichte Form des Hochstapler-Syndroms: da ich zuvor ein langes Studium absolviert hatte, dachte ich, dass man ohne Studium in keinem Beruf erfolgreich sein kann... Aber nein! In Wirklichkeit sieht es ganz anders aus. Ich denke, dass es wichtig ist, an sich selbst und seine Entscheidungen zu glauben. Meine Leidenschaft hat meine Wünsche geformt und durch Arbeit konnte ich sie verwirklichen. Die Fotografie war zunächst nur mein Rückzugsgebiet, das mit der Zeit mehr und mehr Raum einnahm und sich schließlich als mein Weg herauskristallisierte. Warum ausgerechnet dieses Medium? Mich fasziniert die Beziehung zum Bild und zu seiner kontemplativen Dimension. Ich liebe es, zu beobachten, mich auf Details einzulassen und Zeuge der Vergänglichkeit zu sein.
KÖNNTEST DU UNS ETWAS ÜBER DEINE BEZIEHUNG ZU FARBEN ERZÄHLEN?
Ich fotografiere gerne alles, was mich berührt, was mich bewegt... Licht und Farben sind meine wichtigsten Inspirationsquellen. Da ich schon immer in Südfrankreich gelebt habe, war ich stets von warmen Farbtönen, wie Ocker oder Rostbraun, umgeben. Diese sind häufig in meinen Bildern zu finden. Sie spiegeln meine Erinnerung an die Klinkerböden meiner Großeltern, die orangefarbenen Dächer von Marseille und das tiefstehende Licht über dem Meer am frühen Abend im Sommer wider. Ich arbeite die Farben in meinen Bildern stark aus, so wie ein Maler seine Farbpigmente einsetzt. Den größten Teil der Arbeit erledige ich bereits im Vorfeld: Ich wähle den Ort, das Thema, den Stil und die Accessoires aus, um farbliche Harmonie und Genauigkeit zu schaffen.
WELCHES VERHÄLTNIS HAST DU ZU BÜCHERN? SIND SIE FÜR DICH EINE INSPIRATIONSQUELLE?
Ich lese sehr gerne und meine Vorstellungskraft wird durch Bücher angeregt. Wenn Françoise Sagan in Bonjour Tristesse die Verliebtheit eines Sommers im Süden beschreibt, kommen mir sofort Bilder in den Kopf, die mich nicht mehr loslassen, bis ich schließlich eine Fotoserie daraus mache. Auch Gedichte können mich stark inspirieren, ebenso wie Filme.
DU BRINGST IN DIESEM MONAT DEIN ERSTES BUCH MARLÈNE HERAUS - WIE KAM ES ZU DIESEM PROJEKT?
Dieses Projekt ergab sich aus einer Begegnung, nämlich der mit Marla. Das Model Gabrielle Dubois, mit dem ich gerade gearbeitet hatte, erzählte mir von ihr, ihrer Schönheit und ihrer Aura und ich verliebte mich in sie, noch bevor ich sie zum ersten Mal traf. Ich beschloss, sie zu kontaktieren, wir haben uns getroffen und mein erstes Gefühl bestätigte sich sehr schnell. Wir begannen, gemeinsam schöpferisch tätig zu werden, Geschichten zu erzählen und so entstand unser eigener künstlerischer Kokon. Marla, ist wie ich, nur besser (lacht). Ihre Rebellion gegen die Welt, ihr Selbstvertrauen, das von großen Zerbrechlichkeit ist... alles an ihr hat mich begeistert. Wir haben uns etwa alle 3 Monate getroffen, um „Fotos zu machen“, wobei uns beiden klar war, dass es sich dabei um einen Ausbruch aus unserem normalen Leben handeln würde. Daraus ist ein Buch mit einigen Dutzend Seiten entstanden, aber angesichts der Fülle an Bildern, die wir gemeinsam gemacht haben, könnten daraus locker fünf Bände entstehen... Anfangs sah ich in Marla meine Muse, sie war zeitlos und ließ mich kreativ werden, doch dieser Ansatz änderte sich sehr bald. Mir wurde bewusst, dass ich mich in ihr wiederfand und so beschloss ich, sie in meinem eigenen Leben in Szene zu setzen. All diese Serien halten Situationen und Gefühle in Bildern fest, die ich erlebt habe. Man findet darin meine Kraft, meinen Enthusiasmus, meine Unbeschwertheit, aber auch meine Zerbrechlichkeit und meine Fehler... Man findet darin aber auch viele Landschaften und verflogene Augenblicke. Da dem Reisen und der Entdeckung neuer Horizonte ein wichtiger Platz in meinem Leben zukommt, erschien es mir unerlässlich, sie in dieses sehr persönlichen Werk einzubinden.
DEIN VERLEGER IST LIBRARYMAN - WIE KAM ES ZU DIESER ENTSCHEIDUNG?
Mein Buchprojekt war schon ziemlich ausgereift, als Tony von Libraryman mit dem Vorschlag auf mich zukam, gemeinsam ein Buch zu veröffentlichen. Und so ergab sich alles fast wie von selbst... und das Abenteuer begann!
WIE KAM ES ZU DEINER BEGEGNUNG MIT SESSÙN?
Da ich aus Marseille komme, kenne ich die Marke Sessùn schon seit sehr jungen Jahren... Als ich mit der Fotografie begann, träumte ich davon, Shootings für Sessùn zu machen; mir gefielen ihre von Poesie und Reiseeindrücken geprägten Kampagnen. Ich erinnere mich noch, wie ich Emma, die Gründerin von Sessùn, vor 8 Jahren ziemlich eingeschüchtert kontaktierte und sie darum bat, mir für eine Fotoserie zum Thema „Virgin suicide“ einige ihrer Artikel zu leihen. Diese Serie wurde zwar nie veröffentlicht, aber sie inspiriert Emma und mich noch immer. Eine echte Zusammenarbeit begann 4 Jahre nach dieser ersten Begegnung und heute lieben wir es, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten, weil alles schnell und problemlos läuft und wir mittlerweile ein eingespieltes Team sind. Ich bin seit meiner Kindheit mit Sessùn vertraut, wir sprechen die gleiche Sprache.
DU HAST ZUSAMMEN MIT SESSÙN VIELE PROJEKTE UMGESETZT, WELCHES WAR DEIN LIEBLINGSPROJEKT UND WARUM?
Wir verbringen während unserer Shootings immer eine gute Zeit miteinander, es ist für mein Team und mich jedes Mal eine große Freude, das Sessùn-Team wiederzusehen! Wir lachen und teilen viele Abenteuer... außerdem essen wir immer sehr gut, was für uns alle superwichtig ist ;) Die Frage ist kompliziert, weil wir bei jedem Shooting ganz unterschiedliche Universen erschaffen, die alle sehr inspirierend sind! Ich würde sagen, dass unser neuestes Projekt, das wir vor zwei Wochen für die Kollektion Retour à la Terre durchgeführt haben, mein Favorit ist. Die Location war wunderschön, das Set-Design des talentierten Duos MEMORI STUDIO war unglaublich und die Sessùn-Kollektion sehr inspirierend. Bis zu seiner Veröffentlichung muss man sich aber noch ein wenig gedulden... Wir sehen uns im Januar ;)
ARBEITEST DU DERZEIT NOCH AN ANDEREN PROJEKTEN ODER STEHEN BALD NEUE BEVOR?
Ja, Lebensprojekte... das Schönste von allen!
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