Begegnungen

Audrey Guimard

Freitag 4 Oktober 2024

FOTOKREDIT: Florian Touzet

Die Bildhauerin Audrey Guimard hat sich ihre Kunst in Eigenregie angeeignet. Sie wuchs in den Bergen, umgeben von Stein auf, ein Material, das sie fasziniert und das ihren Werdegang stark geprägt hat. Im Anschluss an ihr Studium der Kunstgeschichte und Archäologie wandte sie sich zunächst der Museografie, der Szenografie und der Innenarchitektur zu, bevor sie im Rahmen einer Künstlerresidenz in stillgelegten Steinbrüchen ihre wahre Leidenschaft entdeckte. Für den neuen Pariser Flagship-Store von Sessùn entwarf Audrey ein Ensemble einzigartiger Skulpturen, die von einer Sitzgelegenheit über Totems bis hin zu kleineren Objekten reichen. Inspiriert von dem leuchtenden und raffinierten Universum von Sessùn fertigte sie Gegenstände an, die miteinander in Dialog treten, natürliche Materialien und die Handwerkskunst würdigen und gleichzeitig die zeitlose Ästhetik der Marke respektieren.

Könntest Du Dich kurz vorstellen und uns etwas über Deinen Werdegang verraten?

Ich bin Steinbildhauerin in Eigenregie.

Ich habe Kunstgeschichte und Archäologie studiert und wollte eigentlich Archäologin werden, bevor ich in den Bereichen Museografie, Theater- und Filmdekor, Szenografie und schließlich Innenarchitektur tätig wurde. In meinem Werdegang findet sich immer eine Verbindung zwischen der Geschichte, der Materie, dem Körper, dem Objekt, dem Raum und dem, was von all dem übrig bleiben wird!

Die Entscheidung, mit Stein zu arbeiten, ist ziemlich einzigartig und ungewöhnlich. Was hat Dich an diesem Material so fasziniert und warum hast Du Dich entschieden, Deine Kunst hauptsächlich damit umzusetzen?

Ich bin in den Bergen, umgeben von Mineralien, aufgewachsen. Der erste visuelle und physische Kontakt mit diesem Material ergab sich durch das Klettern, dann durch die Archäologie und die in Stein gemeißelte Geschichte unserer Zivilisationen. All das hat meinen Blick geprägt, ich verspüre eine echte Faszination und einen tiefen Respekt für dieses Material. Im Rahmen einer Künstlerresidenz habe ich dann zum ersten Mal in stillgelegten Steinbrüchen mit Stein gearbeitet. Aufgabe war es, monumentale Kunstwerke zu schaffen, und ich nahm mir vor, den Stein in diese entleerten Tempel zurückzuführen. Der Beginn der Arbeit versetzte mir eine Art Elektroschock. Es war klar, dass ich mein Medium gefunden hatte. 

Du arbeitest hauptsächlich mit Stein und erkundest Themen aus der Mythologie. Kannst Du uns etwas mehr über Deine Inspirationen erzählen?

Tatsächlich finden sich in meiner Arbeit Verweise auf die Mythologie, aber im Allgemeinen ist sie geprägt von der Antike, Ruinen, Artefakten und natürlich der Natur.

Würdest Du uns mehr darüber erzählen, wie Du Deine Skulpturen erstellst und kombinierst? Welchen Herausforderungen begegnest Du in dieser Anfangsphase?

Der Grundsatz meiner Arbeitsweise beruht auf der Entscheidung, für meine Werke keinen Stein abbauen zu lassen. Ich arbeite ausschließlich mit dem Material, das mir je nach Projekt durch meine Zusammenarbeit mit Steinbrüchen und Marmorwerken in Frankreich und im Ausland zur Verfügung steht, in erster Linie also mit Steinabfällen. Es gibt so viel Material, das weggeworfen wird, obwohl es sublimiert werden sollte. 

Meine Arbeit beginnt immer mit dem, was ich eine „Schatzsuche“ nenne, das heißt meine Skulpturen entstehen aus dem Stein, den ich vorfinde und für meine Arbeit auswähle. Somit ist jedes Werk einzigartig. 

Ich arbeite stets allein und von Hand, weshalb meine Objekte ein bestimmtes Gewicht und eine bestimmte Größe nicht überschreiten dürfen, um Unfälle bei der Arbeit zu vermeiden. Totem-Formen und Objekt-Zusammenstellungen ermöglichen es mir, hybride Werke zu schaffen. Dabei bin ich von der Auswahl meines Arbeitsmaterials bis zur endgültigen Installation vor Ort für alles selbst zuständig.

Für den neuen Pariser Flagship-Store hast du mehrere Skulpturen entworfen. Würdest Du uns etwas über diese Kreation und den kreativen Prozess, der dahinter steckt, angefangen von der ersten Idee bis hin zur Umsetzung, erzählen?

Für den wunderschönen Raum in der Rue Bachaumont werde ich eine Reihe von Objekten präsentieren. Diese reichen von einer Sitzgelegenheit über Totems bis hin zu kleinformatigen Skulpturen. Als ich mit Emma François, der Gründerin von Sessùn, über die von ihr erwünschte Wirkung sprach, hat mich ein Satz von ihr besonders berührt: „Bau weiter an Deinen kleinen Häusern“, und so wird es sein, jedes Stück und jeder Stein ist eine Welt für sich, die mit anderen kombiniert und sie mit diesen in Dialog treten lässt. Durch das Spiel der verschiedenen Formen und Arten der beschlagenen Steine entsteht eine dynamische und vibrierende Harmonie.

Wir haben das Projekt für diesen Store in enger Zusammenarbeit mit Cobalto Studio ausgearbeitet. Hattest du schon vorher Gelegenheit, mit ihnen zusammenzuarbeiten?

Es ist meine erste Zusammenarbeit und ich fühle mich wirklich sehr geehrt, mit meinen Kunstwerken zu dem von Sessùn und Cobalt geschaffenen Universum beitragen zu dürfen. Ein Konzept, das ich als sonnig, raffiniert, einfach und fröhlich empfinde. Natürlich achte ich ganz besonders auf die skulpturale Verarbeitung der natürlichen Materialien, die Farben, die zahlreichen Hommagen an das Handwerk und die traditionell mediterrane Architektur, die Gabriel Escamez und seine Teams so treffend entfaltet haben.

Um das 10-jährige Jubiläum der Sessùn-Handtasche DIVINE zu feiern, haben wir ein Duzend Handwerker*innen, darunter auch Dich, eingeladen, diese symbolträchtige Tasche neu zu erfinden. Würdest Du uns etwas mehr über Deine Teilnahme an diesem Projekt erzählen und uns verraten, wie Du die Divine umgestaltet hast?

Seltsamerweise war das eine ziemliche Herausforderung für mich, da es definitiv das kleinste Format ist, das ich jemals angefertigt habe! Es ist wichtig, das richtige Maß an Hommage und neuer Vision zu finden.

Meinem Stil entsprechend handelt es sich um ein Artefakt, das wie versteinert aus einem Steinblock herausragt.

Was nimmst Du aus dieser Zusammenarbeit mit Sessùn mit?

Viel Freude! Ich bin wirklich glücklich, mit Sessùn zusammenarbeiten zu dürfen, da es sich um eine Marke handelt, deren Werte, Welt und ästhetische Referenzen ich von Grund auf teile. Ich weiß, dass man sich in diesem neuen Raum wohlfühlen wird und dass meine Objekte auf natürliche Weise mit dem Raumensemble in Dialog treten werden.

Was verbindest Du mit Sessùn?

Ich habe das Universum von Sessùn immer als leuchtend, menschlich, elegant, zeitlos und weltoffen empfunden, mit einer großen Aufgeschlossenheit und Vorliebe für das Erbe der Kulturen und natürlich für Kunst und Handwerk, ein echter way of life. Ich achte auch sehr auf eine bewusste, verantwortungsvolle und respektvolle Nutzung unseres Planeten, Ziele, für die sich die Marke stark einsetzt. 

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