BILDNACHWEIS : Florian Touzet
Laure Amoros ist in einer Handwerkerfamilie - ihr Vater ist Kunstschreiner, ihre Mutter Keramikerin - aufgewachsen und so entwickelte Laure Amoros schon früh und wie selbstverständlich eine Leidenschaft für Formen und Materialien. 2016 gründete sie den Vertrieb OROS mit dem Ziel, den Stellenwert von Holz in der Kreativindustrie aufzuwerten. Sie bringt französische Kunsthandwerker zusammen, die sie durch ihre Begegnungen und dank ihrer Vorlieben für bestimmte Objekte kennengelernt hat, und vertreibt handgefertigte, lokale und durchdachte Kreationen, die in Frankreich unter Zuhilfenahme traditioneller Techniken hergestellt werden. Für unser Ausstellungsprojekt „Floraison Créative“ hat sie sechs Wandskulpturen entworfen, die sich durch organische Linien auszeichnen und das Gesetz des Zufalls schön zum Ausdruck bringen. Ein Treffen.
Die Liebe zum Holz ist für Dich eine Familienangelegenheit. Erzähl uns etwas über Deine Kindheit, die vom Handwerk und traditionellen Handwerkstechniken geprägt war.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der das Handwerk eine bedeutende Rolle spielte: Meine Mutter fertigte Keramikobjekte an und mein Vater gestaltete Möbel aus Holz. Beide waren Autodidakten und von einer großen Leidenschaft für ihre jeweiligen Werkmaterialien erfüllt, so dass sie auch in ihrer Freizeit viel Zeit in ihr Handwerk investierten. Mit Kinderaugen beobachtete ich sie also, wie sie das Material auswählten und es in Form brachten. Unbewusst machte ich so meine erste Begegnung mit dem Handwerk.
Erzähl uns ein bisschen mehr von Deinem Projekt OROS und seiner Entstehung.
Durch meine mehrjährigen Aufenthalte in Toulouse, Paris oder auch Korsika konnte ich mein Verständnis von kreativem Schaffen im Allgemeinen schärfen. Ich kam mit vielen kreativ tätigen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, so etwa mit Grafikern und Designern, Architekten oder auch Stylisten. 2016 gründete ich dann OROS und kehrte damit ganz natürlich zur Handwerkskunst, und genauer gesagt zu dem von meinem Vater bevorzugten Werkmaterial, dem Holz, zurück. Mein Projekt verfolgt von Anfang an und bis heute den Wunsch, den Stellenwert von Holz in der Kreativindustrie aufzuwerten.
Welche Werte verkörpert dieses Projekt?
Der Vertrieb, den wir aufbauen, gründet auf drei Arten der Herstellung: handwerklich, lokal und nachhaltig. Es war mir wichtig, diesem Projekt eine verantwortungsvolle Dimension zu verleihen und sicherzugehen, dass die Rohstoffe und das nötige Savoir-faire in Reichweite sind. Alle Objekte werden direkt in Frankreich und von französischen Handwerkern aus Hölzern aus ihren jeweiligen Regionen angefertigt und ausschließlich in kleinen Serien aufgelegt, um einen vernünftigen Konsum anzuregen und zu unterstützen.
Wie wählst Du die Designer und Handwerker aus, mit denen Du zusammenarbeitest?
Je nach Begegnungen und persönlichen Vorlieben - ganz gleich, ob diese kreativer oder menschlicher Art sind. Der gemeinsame Nenner ist die Leidenschaft für den künstlerischen Schaffensprozess und der Respekt vor der Materie.
Welcher Stellenwert kommt der kreativen Forschung und dem Experimentieren bei Deiner Tätigkeit zu?
Leider nicht so viel Zeit, wie ich gerne dafür aufwenden würde! Mich regen die Lektüre alter Bücher über das Schreinerhandwerk oder das Handwerk im weitesten Sinne, Stadt- oder Landschaftsbetrachtungen oder der Austausch mit anderen kreativ tätigen Menschen und Handwerkern zum Experimentieren und kreativen Forschen an. Diese verschiedenen Inspirationsquellen sind sehr wichtig für mich, denn sie erlauben mir, mein Wissen über Holz zu erweitern und mein kreatives Spektrum auszubauen.
Erzähl uns doch ein bisschen mehr über das Objekt, das Du für das Ausstellungsprojekt mit dem Motto Floraison Créative - Le bois de Sessùn angefertigt hast und für das Du absolut freie Hand in der Gestaltung und Umsetzung hattest.
Es handelt sich um eine Serie von 6 Wandskulpturen. Jede besteht aus zwei organischen Linien, die die Formen aufgreifen, die ich vor einiger Zeit für die von OROS herausgegebenen Bretter Tracé 01 gezeichnet habe. Diese freihändig gezeichneten Linien sind von Jean Arps abstrakten Kompositionen und freien Formen inspiriert. Ganz zufällig übereinandergelegt, feiern sie das wunderbare Gesetz des Zufalls. Da es für mich wichtig ist, dem, was ich zeichne, auch eine Funktion zu verleihen, können diese Wandskulpturen ebenso als Kleiderhaken dienen.
Wie hast Du dieses Objekt erstellt?
Das Objekt wurde aus massiven Eichenbrettern angefertigt. Dabei wurden die Formen zuerst ausgeschnitten und dann mithilfe eines auf der Drechselbank gedrehten Zwischenstücks zusammengefügt. Anschließend wurde das Ganze geölt, um den goldenen Farbton des Holzes zur Geltung zu bringen..
Was nimmst Du aus der Erfahrung dieser freien Auftragsarbeit mit?
Dass es schwierig ist, eine Wahl zu treffen (lacht)! Bei all den Möglichkeiten, die Holz bietet, hätte man auch mit anderen Techniken experimentieren, bestimmte Fertigkeiten erforschen, neue Funktionen vorschlagen oder auch verschiedene kreative Ausdrucksmittel verwenden können. Aber der heute vorgestellte Beitrag hat es mir ermöglicht, ein Projekt, das mir schon seit geraumer Zeit am Herzen lag, umzusetzen und die Kontinuität dessen, was wir seit jeher anbieten, fortzusetzen: minimalistische Linien, die das Material zur Geltung bringen.