Die Teilnehmer des Sessùn Craft Prize sind im Rahmen dieses erstmals veranstalteten Gestaltungswettbewerbs dazu eingeladen, einen kokonähnlichen Raum zu konzipieren, der Platz für eine oder zwei Personen bietet und in den man sich zum Ausruhen oder Arbeiten zurückziehen kann. Dieser in der obersten Etage unseres Firmensitzes im französischen Marseille gelegene Raum soll zugleich eine vertraute, schützende und einladende Atmosphäre schaffen und jedem die Möglichkeit bieten, sich kurzzeitig aus dem Open-Space-Büro auszuklinken. Lernen Sie mit uns die Jury der Ausgabe 2023 kennen!
Emma François
Wie kam die Idee für den Sessùn Craft Prize zustande?
Sessùn geht seit über 25 Jahren ihren eigenen Weg, aber immer geleitet von unserer Leidenschaft für Materialien, Handwerk und Savoir-faire. Angefangen bei der Gestaltung unserer Boutiquen bis hin zur Einrichtung unseres Firmensitzes ist jeder unserer Räume Ausdruck unseres Bestrebens, traditionelle Handwerkstechniken zu bewahren und zeitgenössische Kreationen zu unterstützen. Sessùn hat künstlerisch und kreativ Tätigen schon immer einen Raum für Ausdruck und Austausch geboten, so etwa durch das Kuratieren von Handwerksobjekten oder unsere regelmäßigen Ausstellungen bei Sessùn Alma. Dieser Craft Prize ist demnach die logische Fortsetzung unseres langjährigen Engagements und ein weiterer Schritt in unserem Bestreben, die neue Generation von Designern zu begleiten, zu unterstützen und ins Rampenlicht zu stellen.
Warum wurde ausgerechnet der Kokon als Thema für diese erste Ausgabe des Craft Prize gewählt?
Der Kokon, gleich einem Nest, einer Schatulle, einem beruhigenden, vertrauten Ort, mit seiner sanft abgerundeten und umschließenden Form... dieses Thema gehört von jeher zu den Inspirationen von Sessùn! Schon als wir gemeinsam mit Aurélie Rimbert am Entwurf für die Ausgestaltung unserer ersten Boutique in der Rue de Charonne in Paris arbeiteten, schwebte uns ein Kokon vor - ein Raum, der symbolhaft für eine Rückbesinnung auf sich selbst und die Offenheit gegenüber der uns umgebenden Welt steht. Ein runder, lebendiger, organischer Raum, der selbstverständlich aus rein natürlichen Materialien angefertigt wurde. Der Faden zieht sich hier von den volkstümlichen Behausungen, wie Iglus, Wigwams, Tipis oder Jurten, zur Verbindung, die diese zwischen den Menschen und ihrer Umgebung schaffen. Und so erschien es uns ganz selbstverständlich, dieses Thema für die erste Ausgabe des Sessùn Craft Prize anzusetzen!
Marion Mailaender
Was löst die Vorstellung eines Kokons in Ihnen aus?
Einen gedämpften Klang!
Auf welches Kriterium werden Sie bei der Auswahl der Preisträger*innen besonderen Wert legen?
Ich werde besonders auf die Materialien und Techniken achten, die für dieses Kokon-Projekt vorgeschlagen werden, damit es gleichzeitig modern, visionär und umweltfreundlich ist.
Isis-Colombe Combréas
Was ist Ihr derzeitiges Kreativ-Highlight?
Victor Marqué, der zwei Jahre hintereinander auf der Design Parade in Toulon die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Nachdem er von der Architektur zur Keramik gewechselt und von Frankreich nach Portugal umgezogen ist, verbringt er seine Zeit nun damit, zum eigenen Vergnügen zu gestalten. Er erschafft eine phantasmagorische Vorstellungswelt und lässt ein grafisches Vokabular entstehen, das von Kreaturen mit von der Natur inspirierten Farben durchsetzt ist.
Was verbinden Sie mit diesem ersten Sessùn Craft Prize?
Sessùn hat einen gewissen Anspruch darauf, sich auch im Bereich Kunsthandwerk und Craft zu positionieren, der sich aus den ästhetischen und ethischen Entscheidungen von Emma François ergibt - die Zusammenarbeit mit Gabriel Escamez, dem Gründer von Cobalto Studio, bei der Gestaltung ihrer Boutiquen zum Beispiel, aber auch ihr präziser und sensibler kuratorischer Einsatz bei Sessùn Alma... Die Marke hat schon immer ein besonderes Augenmerk auf Materialien und Texturen gelegt, weshalb ich fest davon ausgehe, dass die Nachwuchstalente diesem Aspekt ebenfalls eine besondere Bedeutung beimessen werden. Ich bin gespannt, welche Projekte die Kandidaten*innen einreichen werden und freue mich, Teil der Jury dieses brandneuen Preises zu sein!
Julia Rouzaud
Gibt es einen Inneneinrichtungstrend, der in letzter Zeit Ihre besondere Aufmerksamkeit erregt hat?
Allgemein gesprochen, eine gewisse Lässigkeit, Freiheit, ja sogar Exzentrik, inspiriert von den Achtziger- bis Neunzigerjahren, in denen sich feste Vorstellungen von gutem und schlechtem Geschmack aufgelöst haben. Jeder versucht seine Einzigartigkeit und seinen eigenen Stil durch prägnante ästhetische Elemente zu betonen, bei denen die Funktion nicht mehr im Mittelpunkt steht.
Was wünschen Sie den Teilnehmern*innen des Sessùn Craft Prize?
Ich wünsche ihnen, dass sie ihre eigene Handschrift, ihre künstlerische Identität finden und frei von jeglichen Einflüssen arbeiten können. Dass sie sich von der heutigen Fülle an Bildern und Inspirationen befreien und auf ihren eigenen kreativen Rhythmus hören.
Cobalto Studio
Erzählen Sie uns doch etwas über Cobalto Studio und seine Inspirationen.
Cobalto Studio ist ganz vom gegenwärtigen Geschehen im Mittelmeerraum und dessen weltweiter Ausstrahlung inspiriert. Architektur und Kunst begegnen sich mit einer künstlerischen und humanen Vision innerhalb eines organischen und rationalen Prismas. Der Blick richtet sich dabei immer auf die Geschichte und die Handwerkskunst, die uns vorausgegangen sind.
Was erwarten Sie von den Teilnehmern*innen des Sessùn Craft Prize?
Wir erwarten von ihnen eine fundierte Vision der allgemeinen Weltlage unter einem menschlichen und verantwortungsbewussten Blickwinkel. Bewusstsein und Verantwortung bei der Materialauswahl, Lösungsprozesse und aktive soziale Interaktion sollen Raum für die Entwicklung ehrgeiziger Projekte geben, zunächst ohne auf tangentiale Realität oder Fragen der Umsetzung dieses „schützenden Kokons“ zu achten, auch wenn sie sich natürlich an die ökonomische Realität und einen endgültigen Prozess halten müssen. In jedem Fall werden wir die dem Projekt zugrunde liegenden theoretischen Überlegungen höher bewerten. Es zählt immer die Poesie und die Kreativität sowie die Freude und Schönheit ein außergewöhnliches Projekt, wie den Sessùn Craft Prize 23, zu genießen und miteinander zu teilen.
Jaune Studio
Was ist die Vision von Jaune Studio?
Jaune Studio ist ein zwischen Paris und Marseille angesiedeltes Innenarchitekturbüro. Wir lieben es, uns von einem Ort vereinnahmen zu lassen, um seine Geschichte als Inspirationsquelle zu nutzen. Wir versuchen, so viel wie möglich mit lokalen Kunsthandwerkern zusammenzuarbeiten, um das handwerkliche Geschick vergangener Zeiten herauszustellen. Womit wir uns am meisten beschäftigen, ist die Suche nach Zeitlosigkeit in den Stimmungsbildern und den Dekors, die wir erschaffen.
Erzählen Sie uns von Ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit Sessùn.
Wir haben für Sessùn die letzten beiden Boutiquen in London (Shoreditch und Hampstead) und den kürzlich eröffneten Verkaufscorner im Bon Marché in Paris gestaltet, nachdem wir uns zuvor bei einem unserer Hotelprojekte, in Lourmarin, im Rahmen der Sessùn- Interviewreihe „Nette Begegnung“ kennengelernt hatten.
Nathalie Dewez
Was ist der Auftrag von Massilia Design?
Massilia Design ist eine Einrichtung in Marseille von und für Designer*innen, die junge Gestalter*innen dazu ermutigen will, ihre Visionen zu verwirklichen, indem sie sie bei der Umsetzung ihrer beruflichen Pläne unterstützt. Langfristig soll sich daraus ein Arbeitsbereich für junge Designer*innen entwickeln. Das Projekt befasst sich heute mit zahlreichen Aspekten, wie der Begleitung und dem Einstieg in den Arbeitsmarkt, der Vermittlung von Kontakten zu Unternehmen (wie z. B. Sessùn), aber auch mit dem Thema Design im Allgemeinen. Die Forschung und Entwicklung neuer Materialien, innovative Baumethoden, grüne Technologien, Abfallvermeidung und die Modernisierung von Produktionsmitteln sind ebenfalls wichtige Themen, mit denen sich das Massilia-Projekt beschäftigt.
Wie sehen Sie die neue Generation von Designern*innen?
Die junge Generation setzt sich mit den Herausforderungen unseres Zeitalters auseinander, und wir teilen ihre Einstellung! Wie kann man es sich erlauben, in einer im Überfluss lebenden Welt immer weiter zu produzieren? Jeder versucht, darauf mit Fantasie und Einfallsreichtum zu antworten. Das Thema ist extrem präsent: recycelte Materialien, Zweckentfremdung und Umwidmung, lokale oder zirkuläre Produktion, neue Materialien... Die jungen Designer*innen stellen sich den Herausforderungen der Zukunft, und wir sind ihnen dankbar dafür!