Anlässlich des dreijährigen Bestehens des Abenteuers Sessùn Alma haben wir sechs Keramikerinnern dazu eingeladen, sich im Rahmen einer freien Auftragsarbeit mit einem unserer Hauptthemen, der „Kreativen Blüte“, zu befassen.
Mit diesem Projekt wollen wir neue Geschichten aus der Welt der Keramik erzählen, die experimentelle Arbeit im Atelier fördern, die Eignung eines Objekts für das Experimentelle spürbar machen... Und uns ganz einfach die Zeit nehmen, etwas Neues zu erschaffen.
Die sechs eingeladenen Künstlerinnen haben mithilfe von Stiften, Glasuren, Platten oder Pinseln schlank geformte Lampen, Wandleuchten im Basrelief, skulpturale Wandarbeiten und andere abstrakte Formen entworfen, die einen sehr persönlichen Aspekt der Werkstattarbeit beleuchten, nämlich den des Experimentierens, der Suche nach Formen und Farbgebungen.
Die Ausstellung kann bis zum 15. Oktober 2022 bei Sessùn Alma bewundert werden.
« Magda » light, Léa Bigot
Die Künstlerin Léa Bigot wurde auf der Insel La Réunion geboren, die für sie auch heute noch eine ständige Quelle der Inspiration darstellt. Sie ist empfänglich für die durch die Kraft der Elemente entstandenen Formen des Materials und lässt sich besonders von den Eindrücken der von ihr unternommenen Reisen beeinflussen. Sie betrachtet die Bildhauerei als ein Medium, um Formen für den Innenbereich zu schaffen, die sich erst in den alltäglichen Räumen entfalten und wandeln.
Léa hat im Rahmen dieses freien Projekts die Lampe Magda angefertigt, die sie sich wie einen Turm vorstellt, der zum Licht hin wächst.
Das makellose Weiß der von Hand aus Ton geformten und mit Kalk veredelten Lampe spiegelt den Glanz der Calanques von Marseille wider, während ihr zusammengesetzter Aufbau - drei Module, die sich auf organische Weise ineinanderfügen - an ein gegliedertes Gerüst erinnert, das sich nach oben reckt.
Eine Hommage an die Sonne und an alle Lebewesen, die die Nähe zu ihr suchen.
Wandleuchte „SUMU“, Emmanuelle Roule
Emmanuelle Roule ist Designerin und Keramikerin. Ihre Hände kamen 2012 erstmals mit Ton in Berührung und seit 2019 beschäftigt sie sich im Rahmen des angewandten Forschungsprojekts „Patrimoine vivant“ mit dem Material Ton und seinen vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten: mit Blick auf einen sich im Umbruch befindenden wirtschaftlichen und ökologischen Hintergrund hinterfragt sie Produktions- und Konstruktionsweisen von Räumen, Möbeln und Objekten. Sie entwickelt vor allem Verbindungen von Ton und Biopolymeren, wie etwa natürliches Bienenwachs und Pflanzenfasern. Ein Projekt, das die Bereiche des Designs, der Architektur, des Kunsthandwerks und des Lebendigen miteinander verbindet.
Im Rahmen der freien Auftragsarbeit von Sessùn, hat sie eine Serie von fünf Wandleuchten entworfen, die sich zwischen Design und Kunst bewegen und von anthropomorphen Architekturstilen inspiriert sind.
Diese Serie mit dem Namen SUMU verweist auf die anderen, auf die Vielfalt, auf das Zusammenleben und auf eine Vorstellung, eine Art zu wohnen. Alle Objekte bestehen aus rohem oder glasiertem weißem Steinzeug, das bei niedrigen oder hohen Temperaturen gebrannt wird. Sie zeigen sich in verschiedenen Beigetönen und matten, strukturierten Oberflächen, die durch das einfallende Licht noch betont werden.
Vasen „Les Cailloux“, Lisa Allegra
Lisa Allegra, die vom Arbeitsmaterial Ton und seinen vielfältigen Ausprägungen begeistert ist, hat sich ihr Atelier in Barcelona eingerichtet und widmet sich bevorzugt den Themen des Gleichgewichts und der Kontraste. Sie stellt dort Einzelstücke her - Leuchten, Möbel, Objekte, die in einer beschwörenden Poesie mit den Grenzen der Schwerkraft flirten.
Für die freie Auftragsarbeit von Sessùn Alma hat sie sich drei große, minimalistische Vasen mit abgerundeten Formen vorgestellt - Le Clacaire, Le Basalte und Le Jaspe - deren Oberfläche sie mit kleinen glasierten „Kieselsteinen“ verziert hat, die denen gleichen, die man manchmal bei einem Spaziergang sammelt.
Sie bahnten sich auf der glatten Tonoberfläche ihre eigenen Wege und schufen so Muster, Motive und Geschichten.
Große Schüssel „Joseph“, Tom and Folks
Angetrieben von ihrer Leidenschaft für Tischkultur, „gutes Essen“ und den damit verbundenen Werten des Teilens gründete Suzie Le Pennec 2019 das Keramikstudio Tom and Folks mit dem Wunsch, Gebrauchsgegenstände zu schaffen, die verbinden und fest im Alltag verankert sind.
Für das freie Projekt von Sessùn hat Suzie eine Oversize-Salatschüssel entworfen, die ihrer Vorstellung von einem „Gericht zum Teilen“ im Familien- oder Freundeskreis fast wörtlich Ausdruck verleiht.
„Ich wollte auch aus meiner Komfortzone heraustreten und anstatt wie sonst nicht mit der Töpferscheibe arbeiten, sondern die Wulsttechnik anwenden. Diese benötigt grundsätzlich mehr Zeit: ich wollte diese Technik aber anwenden, um mir bewusst Zeit zu nehmen und um unser durchgetaktetes Leben ein wenig zu entschleunigen. So wie es ist, wenn wir mit der Familie oder mit Freunden zusammen sind. Die Idee für die Löffel kam mir erst später, als ich überlegte, womit sich diese Schüssel ergänzen ließe. Da hat sich mir dieser Gegenstand förmlich aufgedrängt. Um den Löffeln eine getwistete Form zu verleihen, habe ich mich von ethnischen Holzlöffeln inspirieren lassen.“
Flacon de compagnie, Mano Mani
Julie Boucherat stammt aus einer Familie von Künstlern und Handwerkern und leitet das Label MANO MANI. Sie schöpft ihre Inspirationen aus traditionellen Fertigkeiten, der Kunst, aber auch aus Legenden und volkstümlichen Traditionen.
Für das freie Projekt von Sessùn Alma hat sie einen überdimensionalen, liebenswerten und organischen Flakon entworfen, mit dem man am liebsten wie mit einem Haustier zusammenleben möchte.
„Mein „Flacon de compagnie“ ist das Ergebnis einer Reflektion rund um das Thema Hauskeramik, oder wie man ein anrührendes Objekt schaffen kann, das man gerne immer um sich haben und in sein direktes Lebensumfeld integrieren will. In Anlehnung an das Halten eines Haustiers entstand irgendwann die Idee, eine „Begleitkeramik“ zu schaffen. Sie ist sehr organisch, man hat fast den Eindruck, sie sei lebendig und würde atmen. Ihr Panzer, eine Mischung aus Schuppen eines zu einer Kugel zusammengerollten Schuppentiers und dem schwarzen, mit weißen Punkten verzierten Gefieder eines afrikanischen Perlhuhns, erscheint wie eine zweite Haut. Dieses Objekt soll die Vorstellungskraft anregen.“
Komposition « Famille », Marion Graux
Marion Graux‘ Faible für festlich gedeckte Tische stammt aus ihrer Kindheit, ebenso wie ihre Freude an den Vorbereitungen und ihre Begeisterung bei der Auswahl des passenden Geschirrs für ein fröhliches Abend- oder Mittagessen im Familien- oder Freundeskreis. Durch diese Rituale entdeckte sie auch die Keramik. Ihr Handwerk lernte sie schließlich an der Seite von alteingesessenen Töpfern in dem Dorf in der Drôme Provençale, in dem sie als Kind ihre Sommerferien verbrachte. Eine ländlich geprägte Ausbildung, bei der Strenge und Bescheidenheit an erster Stelle stehen. Genau wie Emotionen.
Für die freie Auftragsarbeit von Sessùn arbeitete Marion an einer Komposition aus fünf im Basrelief angefertigten Einzelstücken, die einem symbolischen Familienporträt gleicht. „Der Hintergedanke dabei war zu hinterfragen, wie wir uns zusammenfügen, um im Gleichgewicht zu bleiben. Im Grunde habe ich also meine eigene Vorstellung von jedem von uns durch Formen und Farben dargestellt und symbolisiert: von Constantin, unseren drei Kindern und von mir selbst.”