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Leitartikel Herbst-Winter 2019

Wilde Flucht

Weggehen, weit weg, jedes Mal als ob es bis ans andere Ende der Welt ginge...
Der Entschluss, einen Zug zu nehmen, auf einem einsam gelegenen Bahnhof auf dem Land, dessen Mauern mit Stockrosen bewachsen sind, auf ihn zu warten. Fröstelnd im Nachthemd, bedeckt nur mit der gestohlenen Jacke desjenigen, den man gerade verlassen hat.

Alles, was einem wichtig ist und was man für diese Reise, die keine Zeit kennt, braucht, in einem gewebten Koffer verstauen. Einen dicken Pullover, in den man sich in mondlosen Nächten einkuscheln kann, sein schönstes Kleid, ein Holzfällerhemd, seine Herrenhose aus Samtcord, ein paar Bücher ... Chatwin, Michaux, David Neel, Bücher von all denen, die bereits vor uns aufgebrochen sind.

Lily Jean Harvey fotografiert von David Luraschi, unter der künstlerischen Leitung von Lolita Jacobs und Jean-Baptiste Talbourdet Napoleone.

Videos von Simon Cahn.

Der Bahnlinie folgen, die sich an den Bergen entlangschlängelt. Den weiter unten verlaufenden Fluss erahnen, den Fluss aller die nach Hoffnung trachten, den Fluss eines freien Lebens.

Den Berg erklimmen und die Welt, die uns zu Füßen liegt, betrachten und uns dabei schwören, auf ihr nur den kleinsten Fußabdruck zu hinterlassen und uns dafür einzusetzen, ihre Reinheit zu bewahren.

Sich in poetischer und unbeschwerter Stimmung auf dem Rücksitz eines Pick-ups auf den Weg machen, die Trapperjacke über den Schultern.

Um dann wieder aufs Neue aufzubrechen, die von Wildblumen gesäumten Wege zu beschreiten und durch eine leichte Berührung von Spitze mit einem Mal wieder zu sich selbst zurückzufinden.